Hallo liebe Permagarten-Freunde,
heute möchte ich mit Euch etwas teilen, was mir als Frage sehr oft gestellt wird.
„Kann man denn von Permakultur leben? Was für ein Beruf ist das denn?“
Ja, Permakulturist, oder Permakultur-Designer ist ein richtiger Berufszweig. Die Ausbildung ist jedoch relativ autark, sprich eigenständig. Es gibt einen weltweiten Schulungsplan, nach dem Curriculum von Bill Mollison, dem Begründer der Permakultur. Nach diesem Plan richtet sich die 72 – 84 Stunden Grundausbildung mit abschließendem Zertifikat, weltweit! Danach weiß man dann ungefähr, dass man nichts weiß. Jedenfalls ist es mir so vorgekommen. Jeder bekommt dann den Blick dafür, wo er/sie noch Weiterbildung braucht. Permakulturisten werden selten oder nur für kurze Zeiträume im Angestelltenverhältnis arbeiten können. Es ist eher die Ausnahme, nicht die Regel. Die meisten erfolgreichen Permakulturisten arbeiten selbständig, eigenständig. Mit eigenem Projekt, mit Schulungen, mit Lebensmittelproduktion, mit Saatgutproduktion, mit Projekt-Planungen, mit einer Manufaktur für Destillate, Naturkosmetik, Seifen, Öle, Essige, Aufstriche usw., mit Direktvermarktung, im pädagogischen Bereich, Gemeinschaftsbildung, Gemeinschaftsversorgung, in der Entwicklungshilfe usw. Permakulturisten sind kreative Leute, sie TUN, sie beraten,… Wer kein Macher ist, wird in der Permakultur wenig Erfolgsaussichten haben. Permakulturisten experimentieren, forschen, bohren sich durch bis zum Kern, um ihr Ziel und die Erfahrung zu erreichen.




Sehr viele Menschen hegen den Wunsch als Permakulturist beruflich tätig zu sein. Einen Gegenpol zum momentanen Beruf zu haben. Doch ja, es ist mit Eigenverantwortung verbunden, mit Risikobereitschaft, mit Ausstieg aus dem wohlgeformten System, das uns vermeintlich Sicherheit bietet. Die Permakultur jedoch bietet eine andere Sicherheit, denn Wissen kann einem keiner nehmen.
Permakulturisten kreieren Oasen der Versorgung und Sicherheit, für sich und für andere. Sie vermitteln was es heißt ein bodenständiges, zufriedenes Leben zu führen. Oft haben erfolgreiche Permakulturisten bereits alle Lebensphasen durch, sie sind reich an beruflicher, menschlicher, wirtschaftlicher Erfahrung. Permakulturisten wissen, wie man eine Speisekammer füllt und sie mit Freunden gemeinschaftlich wieder leert ;-).
Es ist Zeit, allerhöchste Zeit, besonders jetzt in dieser Phase der Ängste weltweit, dass wir wieder Bodenkontakt bekommen. Sicherheit in unserem Tun, in unserer wirtschaftlichen Arbeit und Zufriedenheit und Glück erleben in unserem Sein. Jeder ist für sich jetzt gefordert sich die Frage zu stellen, ob es Sinn macht, sein Leben wie bisher im Hamsterrad weiterzuleben, oder sich nebenbei Sicherheit im Wissen und im Tun erarbeitet. Es hat doch jetzt jeder Zeit, in den Urlaub kann sowieso nicht gefahren werden, nutzt diese Zeit. Nutzt Eure Gärten rund um Euch herum, „sprengt“ den Rasen und baut Euer Gemüse und Euer Obst selber an. Buddelt Erdmieten, haltet Hühner, schließt die Kreisläufe, kauft das, was Ihr nicht selbst produzieren könnt beim regionalen Direktvermarkterlandwirt. Schließt Euch mit erfahrenen Gärtnern zusammen, werdet Mitglied im Gartenbauverein oder Geflügelzuchtverein. Schaut, was in Eurer eigenen Region los ist zum Thema Regionalvermarktung, Transition, gibt es vielleicht im Umkreis noch Menschen, die einen Naturgarten/Versorgergarten betreiben, gibt es in der Nähe eine solidarische Landwirtschaft, wo man mitarbeiten könnte, oder Gemeinschaftsgärten. Der Austausch ist so wichtig. Kapselt Euch nicht ab, bewahrt Eure Menschlichkeit während dieser Zeit der Einschränkungen. Gibt es vielleicht Tauschkreise? Schaut Euch um? Und sollte es wirklich noch nichts dergleichen geben in Eurem Umkreis, dann seit Ihr vielleicht diejenigen, die diesen Impuls geben müsst und aktiv werden müsst.
Verliert den Anschluß nicht, zu Euch selbst und zur Umwelt um Euch herum. Legt Eure Ängste ab, die machen Euch nur krank und werdet aktiv.
So habt Ihr zumindest Eure Berufung gefunden und vielleicht wird diese Berufung auch mal zu einem Beruf! Ausgetretene Pfade gibt es genug, sucht Euch neue!
- Sorge für die Erde
- Sorge für die Menschen
- Teile gerecht
Das ist die Ethik der Permakultur. Und wenn Ihr erst einmal begonnen habt diesen Weg zu gehen, werden immer neue Türen aufgehen und Euch den Weg weitergehen lassen.
Macht Eure Hände schmutzig und produziert Euer eigenes Essen, dann bleibt Ihr auch gesund. Es ist zufriedenstellender als weit weg in den Urlaub zu fliegen.
Aber nein, dieser Artikel soll keine Moralpredigt sein. Es ist nur eine Aufforderung über den goldenen Hamsterkäfig hinaus zu sehen. Denn es ist Zeit!
Die Permakultur beginnt zwar im Garten, sie greift jedoch auch in diese Bereiche des Lebens ein:

Ihr seht also, es ist ein sehr vielseitiger Beruf, in dem man nie und nimmer auslernen kann! Das, genau das macht es so spannend. Wir denken dabei für Generationen voraus, für unsere Kinder, Enkel, Urenkel usw. Das alte Wissen weitergeben, neue Erfahrungen dazumischen, Kreisläufe schließen und schon sind wir in der Permakultur.
Ja, ich selbst bin hauptberuflich Permakulturistin, bewirtschafte einen Lehrgarten, eine Nutztier Arche, eine kleine Gärtnerei, schreibe Artikel und mittlerweile hab ich auch ein Buch heraus gebracht. Alles hat seine Zeit gebraucht, das funktioniert nicht vom ersten Tag an. Aber ist das nicht in jedem Beruf so? Auf die Ausbildung folgt die Gesellenzeit, in der Erfahrungen gemacht werden müssen, manchmal dabei auch schmerzhafte und erst dann folgt die Meisterzeit.
Ich möchte Euch einladen in die Permakultur hinein zu schnuppern. Bei einer Führung durch meinen permakulturellen Lehrgarten (funktioniert auch kontaktlos, jedoch mit Anmeldung!) oder bei einem Praktikum. Werdet Mitglied bei Wwoof und schnuppert hinein, macht kreativen Aktiv-Urlaub! Macht die Basisausbildung in der Permakultur und versucht dieses Wissen in Eurer Berufssparte mit einfließen zu lassen! Betreibt Zustandsverbesserung und ihr werdet sehen, wie sich die Welt um Euch herum verändert. Klein, langsam aber stetig!

Schließt euch tollen Projekten an, es gibt schon so viele, die Unterstützung brauchen und nichts braucht mehr neu erfunden zu werden, die Grundstruktur ist schon da. Schaut Euch einfach nur mal um, bleibt mutig und werdet aktiv (das ist jetzt kein Aufruf zur Revolution, man kann auch innerhalb der Einschränkungen sehr gut aktiv sein!)
Wollte Euch nur mal zum denken anregen, aber wenn Ihr das hier lest, dann seid Ihr ja sowieso schon auf der Suche ;-).
Eure Hanne vom Mienbacher Waldgarten